Die Entstehung eines Dorfes in der Form einer Zeittafel (von Karl Schneider)
ca. 10.000 v. Chr.: letzte Vulkantätigkeit in unserem Gebieten
1093: „Belle“ wird in der Laacher Stiftsurkunde erstmals erwähnt.
1190: In Bell wird 1249 eine Kapelle erwähnt, die seit mindestens 60 Jahren besteht.
1249: Abt Heinrich von Laach überträgt die Beller Seelsorge an Pfarrer Richwin von Obermendig. Dies ist zugleich der erste schriftliche Nachweis kirchlichen Lebens in Bell.
1267: Der Burghof wird erstmals urkundlich erwähnt.
13. Jahrhundert: Erste Belege für Weinbau im Wetterstal.
1395: Ein heftiges Erdbeben erschüttert auch Bell.
1563: Erste schriftliche Hinweise geben die Zahl der Feuerstellen mit 25 an, d.h. ca. 125 Personen leben in Bell.
1599: Das Stift verpachtet dem Tonges Ollichstemper, Bürger zu Bell, seinen Bach zur Errichtung eines Kornlaufes in seiner Mühle zwischen Bell und
Obermendig auf 12 Jahre, „da der Müller sonst nicht täglich Arbeit hat“.
1693: Servatius Wallstadt ist der erste erwähnte Lehrer in Bell. Er bleibt bis 1729.
1704: Karl-Josef von Brewer aus Niederlahnstein heiratet die Erbtochter Anna-Maria von Krümmel vom Burghof.
1709: Der Anbau von Wein (im Wetterstal) wird wegen starker Frostschäden eingestellt.
1713: C.J. von Brewer und seine Ehefrau A.M. von Brewer, geb. von Krümmel, stiften die Fußfälle am Tanzberg.
1715: Erweiterung der alten Beller Kirche.
1731: Die Inschrift am Torbogen der Einfahrt zum Hummeshof lautet: „Freyabteilicher Lecher Hof“ – In den 1970er-Jahren, nach Ankauf des Geländes durch die Gemeinde, wird der Torbogen abgerissen.
1733 – 1840: Die Bevölkerung hat seit der letzten Zählung um das 3,5-fache zugenommen. Dieser Anstieg wird u.a. mit dem Aufschwung des Backofenbauergewerbes erklärt.
1784: Das Jagdrecht in Bell ist aufgeteilt: Eine Hälfte übt die Burg Bell und die zweite das Erzstift Trier aus.
1794: Der zweite Hof des Klosters Maria Laach in Bell wird mit einer Größe von 66 Morgen angegeben. Man nennt ihn auch „Klein Hummes“ oder „Kalbsgut“. Unser Gebiet wird von den Franzosen besetzt und kommt unter Militärverwaltung.
1801: Im Frieden von Lunéville wird das gesamte links-rheinische Gebiet zum französischen Staatsgebiet erklärt. Die Franzosen führen ihre Verwaltungsformen ein: Departements mit einem Präfekten, Kantone, Arrondissements und Mairien. Bell kommt zur Mairie St. Johann. Erster Maire wird Leonard Hirschbrunn aus Obermendig, dessen Hof damit auch erster Sitz der Verwaltung ist.
1804: Der Code civil (das Gesetzbuch Napoleons) tritt in Kraft.
1806: Die Einwohner von Bell bauen in Eigenhilfe ein Bürgerhaus. Dieses Gebäude in der Kirchgasse dient zeitweise als Pfarrhaus und auch als Schule. Später wird es an Privat verkauft und befindet sich heute noch in Privatbesitz.
1807: Johann Ackermann erwirbt den Hummeshof. Bis dahin war er der Pächter des Hofes. Landwirtschaft wird hier bis 1960 betrieben.
1808-1852: A.J. von Brewer ist der zweite Maire der Mairie St. Johann.
1809: In Bell gibt es 37 Steinbrüche. Der Erlenbrunnen wird erbaut.
29. Mai 1814: Unser Ort muss 500 durchziehende Soldaten der russischen Infanterie und 600 Soldaten anderer „Couleur“ beherbergen und verpflegen.
1816: Am 22. April werden die sechs linksrheinischen Bezirksregierungen gebildet. Bell gehört zum Regierungsbezirk Koblenz und zum Kreis Mayen.
1820: Ludwig Delius, Sohn des Regierungspräsidenten und später selbst Landrat des Kreises Mayen, kauft von Preußen das Kloster Maria Laach für 24.900 Taler.
1822: Bildung der Rheinprovinz als preußische Provinz, Sitz in Koblenz mit einem Oberpräsidenten an der Spitze.
1828: Bell wird selbständige Pfarrei. Bis dahin ist die Gemeinde von Obermendig mitverwaltet worden. Erster Pfarrer ist Jakob Müller aus Mayen.
1832: Bau der Beller Volksschule. Planer ist der bekannte rheinische Architekt Lassaux.
1837: Erweiterung der alten Beller Kirche.
1841: Bau der Burgmühle („Krämesch Müllchje“ – heute komplett verschwunden).
1843: Die Erweiterung der erst vor elf Jahren erbauten Volksschule auf ihre heutige Größe.
1844: Entdeckung der Reste eines durch mündliche Überlieferung bekannten Turmes auf dem Sommerberg. Man verwendet seine Tuffquadersteine beim Bau der Friedhofsmauer (1846 -1848).
1845: Einführung der Selbstverwaltung durch eine Gemeindeordnung.
1846: Ab diesem Jahr existieren erste Gemeinderatsprotokolle. Die ersten Räte kommen durch das „Preußisch-Rheinische-Wahlrecht“ zustande.
1849: Am 9. November findet auf dem neu angelegten Friedhof die erste Beerdigung statt. Bis dahin wurden die Toten an der alten Kirche beigesetzt.
1852: Das Haus „Kappigslay“ (Schicks Häuschen) wird erbaut. Der Abriss erfolgt schon wieder 1890.
1853: Die Pfarrgemeinde besitzt nun 42 Morgen Land.
1860: Bau des jetzigen Pfarrhauses.
1862: Einweihung des neuen Verwaltungsgebäudes für die Bürgermeisterei St. Johann in der Hauptstraße. Bis dahin war die Verwaltung auf der Burg untergebracht.
1871: Am 18. Januar wird Wilhelm I. deutscher Kaiser. Im ganzen Reich gelten nun gleiche Währung, Maße, Gewichte und auch das gleiche Recht. Am Pümpchen werden zwei Linden gepflanzt. Anlass sind der Sieg über Frankreich und die Reichsgründung. Aus Verkehrsgründen werden beide Bäume 1972 gefällt.
1875: In Bell sterben 32 Menschen an einer Ruhrepidemie.
1885: Bell überschreitet erstmals die „1000 Einwohnergrenze“ mit 1018 Personen und 184 Häusern.
1889/90: Der Jagdverein Gänsehals baut den alten Gänsehalsturm. Initiatoren sind Virgil Müller, Lehrer in Bell, sowie die Herren von Brewer, Hirschbrunn und Ackermann.
1893: Eine verheerende Trockenheit bringt eine große Missernte. Es folgt die Installation der ersten Straßenbeleuchtung.
1898: Die Verwaltung der Bürgermeisterei St. Johann wechselt von Bell nach Niedermendig. Das ehemalige Verwaltungsgebäude dient bis 1976 als Lehrerdienstwohnung.
1899: Es wird von einer „St. Joseph – Bruderschaft der Layer“ berichtet. Sie wird als „uralt“ bezeichnet. Der Friedhof wird erweitert.
1904: Gründung des „Beller Spar- und Kreditverein eGmbH“. Der Saalbau Ries wird erstellt (abgerissen 1993).
1905/06: Ausbau der Straßen von Bell nach Wehr, Ettringen und Mendig.
1909: Bell erhält seine erste zentrale Wasserversorgung. Die Quellfassung liegt ca. 200 m oberhalb Martinis Mühle, direkt neben der L 82. Das dazugehörige Pumpenhaus steht ca. 200 m unterhalb der Mühle. Der Hochbehälter wird am Herreskreuz erbaut.
1910: Martinis Mühle stellt den Mahlbetrieb nach einem Brand ein.
Eine Viehzählung in Bell ergibt:
– 82 Pferde
– 355 Rinder
– 200 Schafe
– 264 Schweine
1913: Am 16. März beginnt man mit der Aushebung der Fundamente für die neue Kirche
Am 17. Oktober besucht Kaiser Wilhelm II. Maria Laach. Viele Beller Bürger wollen ihn sehen und wandern in Scharen nach Maria Laach.
1916: Einweihung der neuen Kirche. Erbaut wurde sie nach den Plänen des Laacher Mönchs Ludger Rinklage.
1918: Am 11. November endet der 1. Weltkrieg. 50 Beller Männer starben, 6 galten als vermisst.
1920: Bell erhält seine erste Stromversorgung. Zunächst wird diese von dem RWE in 110 Volt ausgelegt.
1925: Der Saalbau Florin Daub wird erstellt.
1926: Errichtung des jetzigen Sportplatzes wird auf einem gerodeten Waldstück in mühevoller Handarbeit.
1927: Der „Katholische Gesellenverein“ von Bell stellt die von ihm schon seit 1916 als Vereinsheim genutzte alte Pfarrkirche dem Zentralrat des Katholischen Gesellenvereins (Kolping) als Landheim zur Verfügung. Die Eröffnung erfolgt am 26. Mai in einem Festakt, die Nutzung endet 1939.
1931: Der Erlenbrunnen wird erneuert und festlich eingeweiht.
1935: Die letzte Beller Rodung wird im Distrikt Engwinkel und Marienbusch durchgeführt. Dabei stößt man auf Fundstücke aus der Kelten- und Römerzeit.
1944: Der „Beller Spar- und Kreditverein eGmbH“ nennt sich nun „Raiffeisenkasse eGmbH Bell“.
1945: Am 2. März beschädigt eine amerikanische Fliegerbombe die Pfarrkirche erheblich.Die Vorderseite des Gotteshauses samt Turm ist total zerstört. Am 8. Mai endet der 2. Weltkrieg. Aus Bell sind 43 Soldaten gefallen und 27 vermisst.
1947: Das Land Rheinland-Pfalz wird von der französischen Besatzungsmacht unter General König neu gebildet. Im selben Jahr findet die erste Landtagswahl statt.
1948: Erste Kommunalwahlen in Bell nach dem Krieg. Erster Bürgermeister wird Karl Bell.
1949: Das 1945 zerstörte Gotteshaus ist an Christi Himmelfahrt so weit hergestellt, dass hier wieder der Gottesdienst gefeiert werden kann. Zwischenzeitlich fanden diese im Saal Ries statt. Die Bundesrepublik Deutschland wird mit Zustimmung der drei Besatzungsmächte gegründet.
1950: Das Beller Stromnetz wird auf 220 Volt umgestellt .
Die Dreifaltigkeitskapelle an der Einmündung Nahrtal – Hautpstraße wird aus verkehrstechnischen Gründen abgerissen und 1951 im Garten von Hyronimus Scheuren neu errichtet.
1952: Fertigstellung des Jugendheims St. Winfried. Es wurde vom Kloster Maria Laach auf Beller Gemarkung errichtet. Später entsteht dort ein Naturkundemuseum.
1955: Der Rote Berg wird verpachtet und die Ausbeute beginnt. Jährliche Mindestpacht 8000 DM im ersten Jahr, dann 10.000 DM jährlich.
1956: Der Ausbau der Beller Kanalisation beginnt. Der neu gegründete Schützenverein startet mit dem Ausbau des alten Schützenplatzes (heute Wald- und Grillplatz).
Einweihung des Feuerwehrhauses in der Gänsehalsstraße.
1960: Die Johannes-Kapelle an der Ecke Nahrtal-Nippesstraße wird abgerissen und anschließend auf dem Platz des ebenfalls abgerissenen Spritzenhauses neu errichtet.
1961: Abriss der alten Kirche bis auf den heute noch existenten Chorraum.
1962: Inbetriebnahme eines neuen Pumpenhauses in den Ruhrwiesen.
1963: Am 20. August erhält die Kirche drei neue Glocken.
1965: Fertigstellung des jetzigen Kirchturms.
Es erfolgt die erste Renovierung des Hasenbrunnens durch den Junggesellenverein in ca. 1000 Arbeitsstunden. Weitere umfangreiche Renovierungsmaßnahmen finden 1987 und 2020 statt.
Die Beller Raiffeisenkasse geht eine Fusion mit der Volksbank Mendig ein. Neuer Name: „Volksbank Mendig-Bell“
Die Joseph-Kapelle am Tanzberg wird ebenfalls aus Verkehrsgründen abgerissen und 1966 einige Meter zurückversetzt wieder errichtet. Gleichzeitig werden die beiden davorstehenden, mindestens 100-jährigen, Ulmen gefällt.
1966: Ab dem 5. Dezember besucht das 9. Schuljahr den Unterricht in Niedermendig. Anlass ist die neue Schulreform in Rheinland-Pfalz.
Ab dem 23. August 1967 geht auch das 7. und 8. Schuljahr zur Hauptschule nach Niedermendig. Die 5. und 6. Klassen folgen 1970.
1968: Am 9. September eröffnet die Kreissparkasse in Bell eine Filiale (Ecke Brunnen-Hauptstraße).
Am 13. September wird die neue Hauptschule (Geschwister Scholl Schule) in Obermendig eingeweiht.
1969: Niedermendig und Obermendig werden zu Stadt Mendig.
1970: Die „Bürgermeisterei Niedermendig“ wird in „Verbandsgemeinde Mendig“ umbenannt. Die VG besteht nur noch aus den Orten Mendig, Bell, Rieden, Volkesfeld und Thür. Die Orte Ettringen, St. Johann und Kirchwald werden der VG Mayen-Land zugeordnet. St. Johann – Nitz gehört künftig zur Stadt Mayen.
1972: Der völlig neu gestaltete Sportplatz wird in einem Festakt eingeweiht.
Die Ausbeute „Schwarzer Sand“ auf dem Rodebeutel beginnt.
1974: Am 9. Juni stirbt der letzte Burgbesitzer Franz-Xaver von Brewer. Mit ihm endet die Linie derer von Brewer. Die Burg Bell wird von den Erben 1976 an die Familien Merkt verkauft.
Die Klassen 1 bis 4 wechseln zur Grundschule nach Mendig. Damit ist Bell erstmals seit etwa 300 Jahren ohne eigenen Schulbetrieb.
1976: Das ehemalige Lehrerdienstwohngebäude (Hauptstraße 14) wird für DM 40.000 an Privat verkauft.
1977: Der neue Richtfunkturm der RWE auf dem Gänsehals wird eingeweiht. Er besitzt in 25 m Höhe eine Aussichtsplattform, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die Verbreiterung der Wehrer Straße beginnt.
1978: Am 10. November wird der neue Hochbehälter mit 600 cbm Fassungsvermögen an der Boderbank seiner Bestimmung übergeben. Das Trinkwasser wird nun von Rieden aus über den Gänsehals gepumpt. Der Kirmesbetrieb wird erstmals an dem heutigen Kirmesplatz aufgebaut.
Friedhofserweiterung und Leichenhalle werden am 19. November eingeweiht.
1983: Die Gemeindehalle wird am 15. Juli eingeweiht. Hier stand zuvor der alte Hummeshof.
1987: Eröffnung des Kindergartens in der ehemaligen Schule im September. Er befindet sich in den beiden Räumen im Untergeschoss sowie einem neuen Anbau. Das Gebäude wurde zuvor komplett saniert sowie die beiden Räume im oberen Stockwerk zu Vereinsräumen umgestaltet.
1989: Einweihung des Schaubackofens an der Ecke Haupt- und Gänsehalsstraße.
Im November eröffnet die Kreissparkasse im Hause von W. Ries eine Filiale.
1990: Einweihung der neuen Schützenhalle.
1992: Bau des Backofens auf dem Kirmesplatz wird aufgestellt. Er ist eine Stiftung der Firma Karl Heuft anlässlich ihres 150-jährigen Firmenjubiläums.
Am 31. Dezember hat die Gemeinde 1510 Einwohner, 639 Familien, 449 Häuser.
1993: Vom 3. bis zum 12. September feiert Bell seine 900-Jahr-Feier.
2016: Die „neue“ Kirche von Bell feiert ihr 100-jähriges Jubiläum.